Viktor Orbáns Rede auf dem 26. Kongress des Fidesz – Ungarischen Bürgerbundes

17 December 2015

Sehr geehrter Kongress! Meine lieben Freunde, unsere lieben Bündnispartner aus Ungarn und aus dem Karpatenbecken! Sehr geehrte Gäste, meine Damen und Herren!

Als mich mein Freund László Kövér gestern fragte, worüber ich sprechen werde, antwortete ich ihm, über alles, ja sogar auch über alles. Natürlich ist die Lage nicht derart ernst. Ich werde nur über das Land, Europa und über uns sprechen.

Vor siebenundzwanzig Jahren, im Herbst des Jahres 1988 veranstaltete der Fidesz seinen ersten Kongress. Unter uns befinden sich hier etliche, mit denen wir langsam seit dreißig Jahren gemeinsam in diesem Gewerbe und zusammen sind, in guten und schlechten Zeiten. Trotzdem, auch nach drei Jahrzehnten ist dies das schönste Gefühl: Die alten Mitkämpfer zu sehen, mit denen wir gemeinsam grau geworden sind, und die neuen zu begrüßen, durch die wir immer stärker geworden sind. Der Parteijargon nennt es nur: Kongress, Fidesz-Kongress, dabei sind dies in Wirklichkeit die schönsten Momente unseres gemeinsamen Lebens. Zusammensein, sich treffen, sich an den zurückgelegten Weg erinnern, die Gegenwart bewerten und die Zukunft planen. Mit gutem Gewissen kann man aber weder im Schatten des Hochwassers noch des Terrorangriffes feiern. Es ist nicht angemessen, zu feiern, wenn das Leben anderer oder die Arbeit ihres Lebens in Gefahr ist. Aus diesem Grunde haben wir den Kongress auf den heutigen Tag verschoben, und auch wenn wir uns jetzt schon deutlich im Advent befinden, haben wir richtig entschieden, so zu handeln. Ich erinnere mich, dass vor siebenundzwanzig Jahren, als wir uns im Jurta Theater versammelten, die sowjetischen Truppen noch ungebrochen hier stationiert waren, es nur so von Polizisten und Agenten wimmelte, wir aber schon in der Luft den sich unaufhaltbar nähernden Wind der Veränderung spürten. Oder genauer gesagt haben wir eher gespürt, dass wir die Veränderung sind. Wir sind von vielen belächelt worden, als wir in unseren Zwanzigern beschlossen hatten, uns zu einer Partei zu formieren, und an den ersten freien Wahlen zum Parlament teilnahmen. Wir waren keine Profis, wir wurden nur von unserer Begeisterung angetrieben, aber Ihr wisst ja: Die Titanic wurde von Experten gebaut, die Arche Noah hingegen von einem Laien.

Und heute halten wir unseren 26. Kongress während unseres dritten Regierungszyklus ab. Gemeinsam mit unseren Bündnispartnern stellen wir die älteste und größte Partei, die größte und erfolgreichste politische Gemeinschaft in Mitteleuropa dar. Wenn wir damals nicht begonnen hätten, wären wir heute nirgends. So ist das immer mit uns. Wir bringen etwas vor, man sagt, das sei unmöglich, wir werden verspottet, dann aber schauen sie nur wie ein Karpfen auf dem Trockenen, wenn wir es doch verwirklichen. Man sagt, der Fidesz sei eine Partei, die nicht Recht hat, sondern Recht haben wird. Was dessen teilhaftig wird, der in der Politik, vor der Zeit, zu früh Recht hat, das gehört schon auf ein anderes Blatt. Ich danke Euch dafür, dass ich Mitglied solch einer phantastischen Gemeinschaft, solch einer erfolgreichen Mannschaft sein darf. Ich bedanke mich für das ungebrochene Vertrauen. Es ist erhebend und eine Ehre, in solch einer politischen Gemeinschaft vorne zu marschieren. Ja, so unglaublich das auch sein mag, der Fidesz ist heute die älteste, die größte und erfolgreichste Partei in Mitteleuropa. Wir sind nicht aus dem Grunde erfolgreich, weil wir Wahlen zu gewinnen pflegen. Obwohl wir bescheiden anmerken können, dass wir in den vergangenen Jahren jede Wahl auf Landesebene mit riesiger Dominanz gewonnen haben. Eine Wahl zu gewinnen, ist eine gute Sache, doch der Sieg ist nur eine Eintrittskarte. Eine Eintrittskarte, um die Worte in Taten umwandeln zu können, denn es ist ein altes Gesetz, dass am Ende immer die Taten sprechen, und wir hier im Fidesz kennen dieses Gesetz.

Vielleicht kann unsere Geschichte auch deshalb derart lang und erfolgreich sein, weil die Menschen wissen, dass wir es sind, die handeln, die das erfüllen, was sie versprochen haben. Viele glauben auch, dies sei der Schlüssel zum Erfolg. Das mag sein, aber wenigstens genauso wichtig ist, dass wir jene gut kennen, die wir vertreten. Wir kennen die Unsrigen gut, ihre Vorzüge, ihre Fehler, ihre Stärken und Schwächen, deshalb können wir auch an sie glauben. Weil wir an Ungarn glauben und an die Ungarn glauben. Wir glauben daran, dass die Ungarn in jeder Epoche entgegen aller Schwierigkeiten aus jedweder schlechten Lage dieses Land emporheben können. Deshalb müssen wir, die die Verantwortung des Regierens bekommen haben, nur die Chance und die Möglichkeit sichern, dass die Menschen arbeiten, schöpferisch werden, Werte erschaffen und durch ihre eigene Arbeit und aus ihrer eigenen Kraft erfolgreich werden können. Ich habe uns selbst erkannt, als ich Oscar Wildes Zeilen über die Iren gelesen habe, nach dem „es ehrliche Menschen sind, denn sie sagen nie etwas Gutes über einander”. Tatsächlich, auch wir sind stolze, selbstbewusste, manchmal störrische Menschen, die immer alles aus eigener Kraft erreichen wollen. Eine Nation, die niemals bei anderen bettelt, nicht um das Geld anderer bittet, weder Herr noch Untertan anderer Völker, weder andere Völker unterhaltend noch von diesen unterhalten werdend sein will.

Hierauf musste man und nur hierauf konnte man im Jahre 2010 bauen, als uns unsere Wähler ein am Rande des Bankrotts balancierendes Land anvertraut haben. Wir haben ein Land übernommen, angesichts dessen in der Welt ein jeder und hier Zuhause viele abgewunken haben. Die Kampfeskraft war erlahmt, die Lebenskraft verflogen, die Selbstachtung hatte Beulen, der ungarische Geist glimmte kaum noch. Man hatte uns verbucht, dass es aus sei, wir würden gemeinsam mit den Griechen im Abfalleimer landen. Ja wir vielleicht noch früher als die Griechen. Im Wesentlichen hatte man uns aufgegeben, wenn man auch soviel für uns tat, den IWF hierher zu schicken, damit er uns den Gnadenstoß gibt. Bis dahin war es uns gelungen, die Regierung zu übernehmen, und es war ein Glück, dass wir sie übernommen hatten, weil uns hatte man Zuhause das erste Gesetz der Grube beigebracht: Wenn Du in ihr drin bist, dann höre mit dem Graben auf. Die Gyurcsány–Bajnaische Grube war ziemlich groß, da fehlte uns nur noch, einen Bagger am Hals zu haben, also haben wir den IWF schön nach Hause zurückgeschickt.

Meine Freunde!

Seitdem sind nur fünf Jahre vergangen, und heute stehen wir an dem Punkt, dass einer der sichersten Punkte Europas gerade Ungarn ist. Viele wären froh, wenn ihre finanziellen Angelegenheiten auf so sicheren Füßen stehen würden, wie sie es bei uns tun, und wenn sie einen Finanzminister hätten, wie es der unsere ist, der nicht zufällig zum Besten gewählt worden ist. Bravo, Mihály! Alles zusammengenommen würden die meisten Länder Europas mit Freude das ungarische Wirtschaftswachstum als das ihrige akzeptieren, würden sich über unsere Erfolge hinsichtlich der Arbeitslosigkeit und der Beschäftigung freuen. Viele würden aufatmen, wenn es ihnen – so wie uns – gelänge, die Staatsverschuldung zu vermindern, die in Fremdwährungen vergebenen Kredite vom Markt zu führen, die Steuern zu senken, die Löhne zu steigern, dabei den Wert der Renten zu bewahren und die Familien mit bedeutenden Summen zu unterstützen. Heute, meine lieben Freunde, balancieren wir nicht mehr auf sumpfigem Boden. Wir haben stabile Fundamente niedergelegt, wir haben festen Boden unter den Füßen, das heißt wir können auf etwas aufbauen. Wir wissen und wir sehen es, dass noch harte und schwere Kämpfe auf unser Land warten, so auch auf uns, jedoch haben wir etwas, woraus wir Kraft schöpfen können. Langer Rede kurzer Sinn, meine lieben Freunde, wir sind seit dreißig Jahren hier. Es ist eine gute Nachricht für unsere Anhänger, eine schlechte Nachricht für unsere Gegner: Wir werden auch in den kommenden dreißig Jahren hier sein.

Sehr geehrte Delegierte!

Woher haben wir hierzu die Kraft genommen? Wenn wir die fünf Jahre, die wir hinter uns gelassen haben, überblicken, dann können wir sehen, dass unsere Kraft im Wesentlichen darin besteht, mutig solche Ziele gesetzt zu haben, die andere als unerreichbar ansahen. In erster Linie Dinge, die ein jeder möchte, die aber niemand für verwirklichbar hielt. Auch hieraus kann man ersehen, dass der Mut vielleicht die wichtigste Sache im Leben ist. Man sagt, ein jeder kann glücklich sein, der Schöne und auch der Hässliche, der Kluge und auch der Dumme, ja sogar der Fleißige und auch der Faule, nur der feige Mensch kann nicht glücklich werden. Wenn wir es so betrachten, dann ist die Freiheit eigentlich das Recht zum Mut. Und wir, Vertreter des Fidesz, haben von diesem unseren Recht auch Gebrauch gemacht. Wir haben Dinge ausgesprochen, die als Tabu galten, dann haben wir sie zum Parteiprogramm gemacht, danach haben sie sich mit dem Regieren zur nationalen Sache erhoben. Wir haben die Vereinigung der Nation und die doppelte Staatsbürgerschaft ausgesprochen, 2010 haben wir sie zum Parteiprogramm gemacht, danach ist daraus eine nationale Angelegenheit geworden und beinahe das gesamte Parlament hat dafür gestimmt. Wer hätte gedacht, dass man die Gemeinkosten, die Ausgaben der Bevölkerung für Strom, Gas und Wasser nicht nur erhöhen, sondern auch senken kann? Wir haben dies ausgesprochen, es zum Parteiprogramm gemacht, danach zum Regierungsprogramm erhoben und schließlich ist daraus eine nationale Sache geworden. Heute stehlen sich auch schon die Sozialisten in die Wärme der Kostensenkung. Ich könnte auch sagen, dass schließlich die Menschen sie ihnen zu verdanken haben, denn wenn es Ildikó Lendvai und ihre Genossen nicht gewesen wären, dann hätte es auch nichts zum Senken gegeben. Wer hätte gedacht, dass man das Land von den in Fremdwährungen gewährten Krediten befreien kann, ja sogar die Banken zur Rechenschaft gezogen werden können? Wir haben es ausgesprochen, zum Parteiprogramm gemacht, zum Regierungsprogramm erhoben, und schließlich ist daraus eine nationale Angelegenheit geworden. Diesen Weg beschritten, auf diese Weise wurden zu einer nationalen Angelegenheit die Wiederherstellung der Ordnung, die Verstärkung der Polizei, die Unterstützung von Familien, die Teilnahme der Banken und der Multis an der Begleichung der öffentlichen Ausgaben. Heute sind wir bereits an dem Punkt angelangt, dass die oppositionellen Politiker ohne die geringste Scham sich so verhalten, als ob diese Dinge schon immer nationale Angelegenheiten gewesen wären. Angesichts unserer Verdienste, die man bescheiden erwähnen kann, sollten wir nicht vergessen, dass nur die Bürger etwas zu einer nationalen Angelegenheit machen können, wenn sie sich dieser Sache annehmen, wenn sie die Politik dazu bringen, wenn sie es manchmal geradezu erzwingen. Hier ist der Moment, uns bei den Ungarn dafür zu bedanken, dass sie unsere Heimat zu einem Land gemacht haben, in dem die nationalen Angelegenheiten wieder eine Existenzberechtigung besitzen. Zu einem Land, in dem es wieder möglich ist, den Karren in eine Richtung zu ziehen.

Sehr geehrter Kongress!

Die Politik ist eine Maschinerie, die nicht stehen bleiben darf. Ich beobachte mit Freude, dass die christlichen Intellektuellen eine öffentliche Debatte, ein allgemeines Nachdenken darüber in Gang gesetzt haben, wie sich das Leben Ungarns in den kommenden ein-zwei Jahrzehnten gestalten soll. Diese Arbeit können wir uns nicht ersparen, und wir werden kaum kompetentere Köpfe für diese Aufgabe finden. Wir bedanken uns bei ihnen, dass sie damit begonnen haben. Wir können stolz darauf sein, dass Ungarn noch immer ein Land ist – andernorts ist dies schon aus der Mode gekommen –, wo Denker, Wissenschaftler, Künstler, Ingenieure, Ärzte und Priester nationaler Gesinnung jene schwere Bürde auf sich nehmen, die man als die Verantwortung der Menschen des Geistes zu nennen pflegt. Das Ziel ist die nüchterne und gründliche Diskussion über die bürgerliche Einrichtung, ein genaues Bild der Gegenwart und der Zukunft, aus dem neue Gedanken und weitere nationale Angelegenheiten hervorgehen können.

Sehr geehrter Kongress!

Die bürgerliche Einrichtung besitzt nicht nur ein Programm und einen Inhalt, sondern auch eine Politik, die jene Methode, jener Weg und jene Praxis ist, mit der man sie verwirklichen kann. Das weiß ein jeder, spürt es auch auf der eigenen Haut, dass unsere politische Gemeinschaft die Arbeit anders angegangen hat, anders politisiert, als dies vor 2010 hierzulande Sitte war, und anders politisiert, als es derzeit in Europa Sitte ist. Das wichtigste ist, dass wir die Menschen anhören. Wir hören ihnen zu, damit wir Punkte der Zustimmung zwischen den Menschen und der Regierung erschaffen können. In schwerwiegenden Angelegenheiten kann man ohne eine solche Zustimmung nicht auf demokratische Weise regieren. Denkt nur an die Angelegenheit der Einwanderung. Wir sind nicht faul, wir schließen uns nicht in unsere Büros ein, wir betrachten das ungarische Leben nicht aus der Parteizentrale, sondern konsultieren, fragen, hören die Stimme der Menschen.

Eigentümlich ist auch – und nach den Sozialisten besonders neuartig –, dass wir unter allen Umständen die ungarischen Interessen vertreten, wir uns nirgendwohin anschließen. Wir kennen die Kräfteverhältnisse, wir kennen den Bizepsumfang der anderen und auch unseren eigenen, doch lassen wir uns nicht erpressen, und geben nicht automatisch dem Recht, weil der andere ein größeres Megaphon in der Hand hält. Wenn es sein muss, scheuen wir den Zusammenstoß nicht, wenn es sein muss, ziehen wir uns zurück, wenn es sein muss, treffen wir ein Übereinkommen, doch ist das Ziel immer das gleiche: Unsere Politik ist eine ausschließlich ungarnfreundliche Politik. Wenn wir die ungarischen Interessen nicht schützen und vertreten, dann wird dies niemand anderes tun, deshalb ist hier, im Fidesz, der alltägliche Patriotismus Lebensgesetz.

In der heutigen Welt ist es auch ungewohnt, dass wir mit beiden Beinen auf dem Boden stehen, von der Wirklichkeit und nicht von der Ideologie ausgehen, wir die Antworten auf die Sorgen der Menschen suchen, ihr Zurechtkommen, ihre Sicherheit, ist die wichtigste Angelegenheit für die Regierung. Für uns ist das einzige Maß des politischen Erfolges, ob unsere Entscheidung den Interessen der ungarischen Menschen dient oder nicht.

Und schließlich, meine lieben Freunde, ist unsere Politik eine handelnde Politik. Ich habe den Eindruck, dass die Gelähmtheit, das Aufschieben von Entscheidungen, die Unbedarftheit die gefährliche Krankheit der modernen europäischen Politik ist. Mut und Kraft sind vonnöten, damit wir Mut haben, zu entscheiden, und Kraft besitzen, um zu handeln.

Meine lieben Freunde!

In den folgenden Jahren werden wir für die bürgerliche Einrichtung arbeiten. Die Politik der bürgerlichen Einrichtung besitzt klare Ziele. Das sind mutige Ziele. Wir haben dem Land Ziele gesetzt, die zu setzen, frühere Regierungen weder die Kraft und vielleicht auch nicht den Mut hatten.

Erstens: Weniger Steuern und mehr Arbeitsplätze. Wir wollen, dass in Ungarn ein jeder arbeiten können soll, der dazu in der Lage ist und arbeiten will. Wir wollen auch, dass es sich für jeden lohne, arbeiten zu gehen. Wir wollen, dass der, der hart arbeitet, davon leben kann, und entsprechend seiner Leistung im Leben vorankommt. Heute arbeiten 550 Tausend Menschen mehr als zu Beginn unserer Regierung. Dies ist ein schönes, beispielloses Ergebnis, doch befinden wir uns erst auf halber Strecke, weil das Ziel die Vollbeschäftigung ist, aus diesem Grunde entwickeln wir die nationale Industrie, lassen die Landwirte zu Boden kommen und bauen die Bürokratie verstärkt ab. Weniger Steuern, mehr Unternehmungen, nationale Industrie, ungarische Landwirte, bürokratiefreier Staat; hieraus werden die nächsten mehreren hunderttausend Arbeitsplätze hervorgehen.

Unser groß angelegtes Ziel ist die Unterstützung der ungarischen Familien. Wir vertreten die Ansicht, dass es ohne starke und erfolgreiche Familien kein starkes und erfolgreiches Land gibt. Ohne sie kann man den Bevölkerungsschwund nicht wenden. Deshalb bedeuten für uns die Familien und die auf die Welt kommenden Kinder die Zukunft Ungarns und Europas. Wir wollen, dass jede Familie ein Dach über dem Kopf hat. Ja, wir wollen sogar, dass dieses Dach ein eigenes sei, das heißt jede ungarische Familie soll über ein eigenes Zuhause verfügen, das ihr Eigentum ist. Deshalb werden wir am morgigen Tag im Hohen Haus einen Vorschlag einreichen, nach dem wir in den folgenden vier Jahren die Mehrwertsteuer des Wohnungsbaus im Einklang mit den Richtlinien der Union von 27 Prozent auf 5 Prozent senken.

Unser drittes großes Ziel ist, dass die Ungarn nicht in Angst leben sollen müssen. Sicherheit und gesetzliche Ordnung, strenge, aber angemessene Rechtsvorschriften, eine starke, gut ausgebildete, junge Polizei, entschlossene Terrorabwehr, souveräner Katastrophenschutz. Auf diese Weise können wir das Land schützen. Wir schützen unsere Grenzen, beschützen die ungarischen Menschen vor den Kriminellen, den Terroristen, den illegalen Einwanderern.

Sehr geehrter Kongress!

Man kann heute nicht mit Gültigkeit über die Situation unserer Heimat sprechen, wenn wir nicht über die Situation Europas sprechen. Wir sehen, dass wir überrannt werden, Europa steht unter einer Invasion, es sieht aus, wie ein Schlachtfeld, und was wir bisher gesehen haben, ist die Spitze des Eisbergs. Wie viele werden noch losgehen, wie viele wollen nach Europa? Ich glaube, Millionen, ja Zehnmillionen. Und wir sehen auch, wie die Union dahin treibt, schwach, unsicher, unfähig ist, leidet anstatt zu handeln. Die linke Elite Europas und führende Politiker zahlreicher Länder zerbrechen sich den Kopf darüber, wie sie die Aufnahme der Massen der Einwanderer lösen sollen, anstatt endlich Schritte zu unternehmen, um die Flut aufzuhalten. Eine Konferenz folgt der anderen, wir wissen es, wir haben die Erfahrung gemacht, die Konferenz ist die Versammlung von wichtigen Menschen, die alleine nichts tun können, doch gemeinsam immer beschließen können, dass es eigentlich auch nichts zu tun gibt. Adenauer sagte einmal: „Die Zehn Gebote Gottes sind deshalb so eindeutig, weil sie nicht erst auf einer Konferenz beschlossen wurden.” Dabei ist die Situation einfach und offensichtlich: Es ist für jeden vernünftig denkenden Menschen klar, dass Europa so viele Menschen nicht aushält, so vielen Menschen keine Arbeit geben kann, keine Unterkünfte, keine soziale und medizinische Versorgung, keinen Unterricht, keine Bildung, keinen Verkehr bieten kann. Europas Wirtschaft und sein Versorgungssystem bricht unter einer derart großen Last zusammen. Viel schneller als man das heute annehmen würde.

Doch darüber hinaus brauen sich dunklere Wolken am Horizont zusammen. Die Völkerwanderung gefährdet die Sicherheit des europäischen Menschen, da sie eine exponentiell zunehmende Terrorgefahr bedeutet. Und  schon allein ein Terrorist ist zuviel. Zu Tausenden, Zehn- und Hunderttausenden kommen auf dem Gebiet Europas Menschen an, über die wir nichts wissen. Woher sie in Wirklichkeit kommen, wer sie sind, was sie wollen, ob sie eine Ausbildung erhalten haben, ob sie über Waffen verfügen, ob sie Mitglied in irgendeiner Organisation sind? Hinzu kommt noch, dass die Völkerwanderung die Kriminalität ansteigen lässt. Hierüber darf man in Europa nicht sprechen, das ist nicht PC, bleibt aber dessen ungeachtet eine Tatsache: Wo sich in Europa viele Einwanderer niedergelassen haben, dort ist die Kriminalität sofort angestiegen. Es gibt mehr Raubüberfälle, mehr Körperverletzungen, mehr Gewalt. Ob es uns gefällt oder nicht, meine Freunde, dies sind die Tatsachen. Wir dürfen auch darüber nicht zur Tagesordnung zurückkehren, dass die Völkerwanderung, die massenhafte Einsiedlung von aus anderen Zivilisationen hier Ankommenden eine Gefahr für unsere Kultur, unsere Lebensweise, unsere Gebräuche, unsere Traditionen darstellt. In Windeseile bauen sich Parallelgesellschaften auf. Das glaubt nur der eingebildete europäische Mensch, dass unsere europäische Lebensweise auch andere als wertvoller und attraktiver ansehen als ihre eigene. Gerade im Gegenteil! Sie betrachten die ihrige als wertvoller, stärker und vitaler als unsere, sie haben nicht im Geringsten vor, die ihre aufzugeben, unsere zu übernehmen und sich unter uns zu integrieren.

Wenn auch die Oberfläche ruhig ist – und bis in die letzte Zeit war sie es –, so wird in der Tiefe an der Welt der Parallelgesellschaft gebaut, die langsam, aber sicher, von Schritt zu Schritt, entsprechend der Ordnung der Natur unsere Welt zurückdrängt, sie in die Minderheit drängt, und gemeinsam mit ihr auch uns, auch unsere Kinder und unsere Enkel. Wenn es so weitergeht, dann werden wir Europa verlieren. Die führenden europäischen Politiker senden trotzdem immer weitere Einladungen aus, anstatt endlich bestimmt und ehrlich mitzuteilen, dass auf sie hier überhaupt nicht das wartet, womit sie rechnen.

Sehr geehrter Kongress!

Wie konnte dies passieren? Es ist deutlich sichtbar, dass das, was geschieht, kein Zufall, kein Unfall, keine Verkettung unbeabsichtigter Folgen ist, sondern ein geplanter und gesteuerter Prozess. Eine bizarre große Koalition ist entstanden: Die Koalition der Menschenschlepper, der Menschenrechtsaktivisten und der Brüsseler Bürokraten. Diese Koalition arbeitet nicht daran, die Völkerwanderung zu beenden, ganz im Gegenteil: Sie arbeitet daran, damit sie die Migranten sicher, schnell und legal hierher transportieren und unter uns ansiedeln kann. Es ist ein zweifelhafter Ruhm, dass unter jenen, die dies ersonnen haben und die die Fäden ziehen, offen, zugegebenermaßen und als Programmgeber auch unser Land durch einen ihrer berühmten und berüchtigten Söhne vertreten ist.

Meine lieben Freunde!

Wie sind wir an diesen Punkt gelangt? Warum und wie ist Europa schutzlos geworden? Warum kann es die nacheinander aufkommenden Krisen nicht voraussagen und diesen vorbeugen? Warum ist es nicht in der Lage, sich wenigstens gegen die finanziellen, wirtschaftlichen, demographischen und die Einwanderungskrisen zumindest zu verteidigen? Wir wissen, dass die europäische Wirtschaft verkalkt ist, wir wissen auch, dass wir uns in einer demographischen Talfahrt befinden, wir sind uns auch über die schwerwiegenden Anomalien des europäischen Superstaates im Klaren. Dies sind natürlich Probleme, schwere Probleme, aber keine fatalen, man kann sich von ihnen erholen, jedoch ist die Europa tatsächlich gefährdende verhängnisvolle Krankheit viel eher geistiger Natur. Tief unter den Problemen befindet sich ein gemeinsamer Ursprung: Europa übernimmt nicht die Verantwortung für sich selbst. Der europäische Geist und seine Leute glauben heute an oberflächliche und sekundäre Dinge: an die Menschenrechte, an den Fortschritt, an die Offenheit, an Familien neuer Art, an die Toleranz. Dies sind schöne und nette Dinge, doch sind sie in Wirklichkeit nur sekundär, weil sie nur Derivate sind. Ja, Europa glaubt heute an sekundäre Dinge, glaubt aber nicht daran, woher und woraus diese Dinge stammen. Es glaubt nicht an das Christentum, es glaubt nicht an die nüchterne Vernunft, es glaubt nicht an die militärischen Tugenden und es glaubt nicht an den nationalen Stolz. Es glaubt nicht daran, wodurch es erschaffen wurde und was es einst selber war, es glaubt nicht daran, engagiert sich nicht dafür, argumentiert nicht, kämpft nicht und vor allem bringt es keine Opfer dafür.

Es will weder daran denken noch darüber sprechen, wer es in Wirklichkeit ist, und da es nicht die Verantwortung für sich selbst übernimmt, wagt es auch nicht, eine Unterscheidung zu treffen. Jedoch ohne dass es sich selbst von anderen unterscheiden würde, verliert es notwendigerweise auch sich selbst. Dabei ist es klarer als der strahlende, unbewölkte Himmel, dass Europa das antike Hellas ist und nicht Persien, Rom und nicht Karthago, Christentum und nicht das Kalifat. Das bedeutet keinerlei Rangordnung. Die Tatsache, dass eine europäische Zivilisation existiert, bedeutet noch nicht, dass sie besser oder schlechter als andere wäre; es bedeutet soviel, diese sind wir, und jene seid ihr. Die europäische Zivilisation zu unterscheiden, abzugrenzen und die Verantwortung für sie zu übernehmen, bedeutet nicht, dass man sich abschotten müsste, es bedeutet nur soviel, – doch das bedeutet es –, dass unsere Offenheit nicht dahin führen darf, dass wir uns auflösen, wir uns abschaffen, wenn wir mit jenen Fremden in Kontakt kommen, die wir aufnehmen.

Meine lieben Freunde!

Europa ist ein alter, aber fruchtbarer Kontinent. Es hat schon viele erschreckende Gedanken erlebt. Es gab welche, aus denen Probleme, ja Tragödien geworden sind, und auch solche, aus denen nicht. Probleme und Tragödien sind dann aus ihnen geworden, wenn sich Europa als schwach erwiesen hatte und den verrückten Gedanken nicht widerstehen konnte. Es konnte zum Beispiel nicht widerstehen, als sich der Gedanke verbreitete, dass man die Menschen in Rassen einteilen sollte und sie auf Grund ihrer Genetik klassifizieren müsste. So wurde Europa zur Heimstatt der Rassentheorie und des Nationalsozialismus. Es konnte auch dann nicht widerstehen, als es durch den Gedanken infiziert wurde, dass man die Menschen auf Grund ihrer Klassenlage einteilen und aus einem jeden Menschen einen identischen Homo Sovieticus schnitzen sollte. So wurde Europa zur Heimstatt der Theorie vom Klassenkampf und des Kommunismus. Heute erscheint all das als Absurdität, aber, meine Freunde, damals erschien es nicht so. Ja, es haben ernsthafte Leute mit ernstem Gesicht, in der Gewissheit ihrer moralischen Überlegenheit ganze Bibliotheken von Literatur hierzu niedergeschrieben. Heute sehe ich erneut Heere ernsthafter Leute, die mit ernstem Gesicht und in der Gewissheit ihrer moralischen Überlegenheit die europäischen Nationen in Klammern setzen wollen und für die Vision der Europäischen Vereinigten Staaten agitieren. Das wird kein gutes Ende nehmen!

Die europäische Linke – schon wieder die Linke – glaubt, Europa würde dadurch glücklich werden, wenn wir die ihm eine Seele gebenden Nationen verschwinden lassen und an dessen Stelle einen europäischen Superstaat stellen. In Brüssel gefällt dieser Plan vielen, und viele arbeiten auch an seiner schleichenden Umsetzung. Jedoch ist jenes Europa und jene Union, die wir lieben, und der wir mit gemeinsamen Willen beigetreten sind, das Europa der Nationen, es beruht auf dem Zusammenwirken, dem gegenseitigen Respekt und auf der gemeinsamen Meinung der Nationen, besteht nicht aus von oben kommenden Diktaten und Brüsseler Anweisungen. Jetzt will man zum Beispiel dort sagen, mit wem wir, Ungarn, hier zusammenleben sollten. Diese Situation, in der von außerhalb Ungarns andere uns unsere Zukunft diktieren wollen, kennen wir bereits sehr gut, und wir wollen sie nicht wieder haben. Deshalb hat Ungarn am Europäischen Gerichtshof die verpflichtende Quote angegriffen, und soweit ich es sehe, sind wir damit nicht allein. Wir leiden nicht an Großmannsucht, wir sehnen uns nicht nach der Rolle der europäischen Großmächte, wir wissen, wer wir sind, und wo unser Platz ist. Wir wissen, dass das Schicksal Europas auch dann von den Entscheidungen der europäischen Großmächte bestimmt wird, wenn diese jetzt auch im Deckmantel der Union erscheinen, doch müssen wir offen sagen, die Zwangseinsiedlung gefällt den ungarischen Menschen nicht.

Aus diesem Grunde sind anderthalb Millionen Unterschriften gegen die Quote zusammengekommen, und aus diesem Grunde danke ich Euch, dass ihr helft, zu allen Menschen zu gelangen, denn Ihr könnt sehen, wir können das sinnlose und unberechtigte Diktat nur aufhalten, indem wir zusammenwirken. Wir sagen von hier aus all denen, die in einem freien und sicheren Europa leben wollen, sie mögen die Petition gegen die Quote unterschreiben; wer nicht in erhöhter Terrorgefahr leben will, soll sie unterschreiben; wer keine sich verschlechternde öffentliche Sicherheit will, soll sie unterschreiben; wer Verantwortung für seine Kinder, seine Nachkommen verspürt, soll sie unterschreiben; wer will, dass auch die nachkommenden Generationen Arbeit, eine eigene europäische Kultur und ein eigenes europäisches und ungarisches Leben haben sollen, soll sie unterschreiben und sie auch von anderen unterschreiben lassen. Erinnert Euch daran, wie stark wir wegen des ungarischen Mediengesetzes kritisiert worden sind. Und heute eröffnet sich vor unseren Augen im Zusammenhang mit der Angelegenheit der Migranten im Westen eine gesteuerte Medienwelt. Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal hier stehen werde und sagen muss, die Gedanken-, Rede- und Pressefreiheit ist in Ungarn bunter, breiter und tiefer als westlich von uns.

Meine lieben Freunde!

Europa ist das Zusammenleben der in ihren Wurzeln christlichen, freien und unabhängigen Nationen auf Grundlage der gemeinsamen Werte, der gemeinsamen Geschichte und des geographischen, des geopolitischen Aufeinanderangewiesenseins. Wir besitzen gemeinsame Ideale, wie Freiheit und Verantwortung, fairer Wettbewerb, Ehre und Respekt, Stolz und Demut, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit. Hiermit habe ich die Aufgabe von Józsi Szájer erfüllt, da ich positive Dinge über die Europäische Union sagen konnte. Meine Freunde, es ist manchmal so, dass du nur dann auf den Füßen stehen bleiben kannst, wenn du dich erneuerst. Und Europa ruft heute nach einer Erneuerung, die europäischen Nationen können dies nur gemeinsam vollbringen. Wir sind bereit. Wenn die Großen sich entschließen, wenn es solche gibt, die sich hierzu melden, werden wir, Ungarn, nicht am Ende der Schlange stehen.

Was bedeutet es aber, sich zu erneuern? Es ist eine Faustregel, dass so groß das Ausmaß des Übels ist, die Erneuerung zumindest die gleiche Tiefe besitzen muss. Dies bedeutet heute, dass wir eine Epoche abschließen und eine neue zu öffnen versuchen müssen. Unser Leben in den vergangenen fünfundzwanzig Jahren war eine große liberale Epoche in Europa. Sie besaß schöne Zeiträume, gute Ergebnisse, hatte große Momente und epochale Persönlichkeiten, wir können uns freuen, dass wir sie noch persönlich kennen durften. Inzwischen hat aber die liberale Politik ihre Anziehungskraft verloren, produziert ein Fiasko nach dem anderen, ist erschöpft und aufgezehrt. Die Ursachen sind hier sekundär, das Endergebnis ist wichtig. Wir können nichts mehr von ihm erwarten, was die europäischen Menschen benötigen würden, er kann nichts mit den wirtschaftlichen Problemen anfangen, ist gegenüber der Populationskrise unfähig und kann die Menschen weder vor den äußeren noch den inneren Gefahren, weder vor der Einwanderung noch vor dem Terrorismus und der Kriminalität schützen. Er ist verknöchert und besessen, verspürt überall Feinde, ist wütend, wenn seine Dogmen in Frage gestellt werden, ist gereizt, wenn er neue Gedanken hört, und aggressiv, wenn man sich ihm gegenüber auf die Menschen beruft. Er hat seinen Kontakt mit der Wirklichkeit verloren, statt einer Diskussion will er den öffentlichen Diskurs beschränken, dazu hat er die Verbotsschilder und die Straßenverkehrsordnungsregeln der politischen Korrektheit entwickelt. Ich glaube, ich habe mit meinem Freund József Szájer in dieser Hinsicht keine wesentliche Diskussion, ich behaupte nur, dass wir dort angelangt sind, dass sich die liberale Politik inzwischen gegen die Freiheit, gegen die Freiheit des Gedankens, der Rede und der Presse gewendet hat, und deshalb notwendigerweise den Menschen und der Demokratie gegenübersteht. Aus der einstigen liberalen Demokratie ist ein undemokratischer Liberalismus geworden. Dies mag auf dem Papier tragbar sein, aber nicht für die Menschen. Die immer komplizierteren Regeln knebeln Europa, würgen den freien europäischen Geist und den vernünftigen, schöpferischen europäischen Menschen. Dies ist die Erklärung, deshalb hat der Kontinent seine grundlegenden Lebensinstinkte verloren.

Wir schlagen die Rückkehr zum demokratischen Europa vor. Statt des schwachen Europas der heutigen führenden Politiker zum starken Europa der Menschen. Die nächste europäische Epoche wird die Epoche der Demokratie sein, oder sie wird nicht sein. Auch die Europäische Union bedarf neuer Regeln. Die Bestrebung der Briten, die Bedingungen ihrer Mitgliedschaft neu zu verhandeln, ist kein Zufall. Die Zeit ist vorübergegangen, wir leben in einer anderen Welt. Achtundzwanzig Länder können nicht nach den gleichen Regeln zusammenarbeiten, wie es sechs Länder konnten. Die Aufgabe, meine lieben Freunde, ist nicht, einige Dinge besser zu machen, sondern wir müssen mehr als dies tun. Ich gehöre zu denen, die wollen, dass wir die nächsten tausend Jahre als Ungarn im christlichen Europa leben können, und im Interesse dessen muss – so schmerzhaft dies auch für einzelne Politiker in Brüssel sein mag – eine Epoche sowohl im politischen als auch im geistigen Sinne abgeschlossen werden.

Meine lieben Freunde!

Nach dem Land und nach Europa dann jetzt über uns. Die Nominierung zum Parteivorsitzenden habe ich mit Freude angenommen, für die Wahl zum Vorsitzenden bedanke ich mich. Ihr kennt mich, ich pflege nicht die Katze im Sack zu verkaufen, die wichtigste Aufgabe für den Vorsitzenden ist in den folgenden zwei Jahren, den Fidesz und seine Bündnispartner auf die Wahlen vorzubereiten. Hierzu habe ich gute Vizepräsidenten bekommen, solche, die aus hartem Holz geschnitzt sind und wissen, was Arbeit bedeutet. Doch habe ich den Vorsitz nicht aus dem Grunde angenommen, um nach zwei Jahren der Vorbereitungen auf die Wahlen wieder aufzuhören, diese beiden Jahre plane ich nicht als Ausklang, sondern als Vorbereitung. Ich möchte es Euch klar darlegen, dass ich in zwei Jahren, wenn das Vertrauen vorhanden sein wird, dazu bereit sein werde, Euch im Wahlkampf anzuführen, und ich bin auch bereit, wenn wir gewinnen, die Arbeit an der Spitze der Regierung fortzusetzen. Zur Wahrheit gehört auch, dass ich immer schon gedacht habe, dass wir über solche führende Politiker und Persönlichkeiten in dem Fidesz verfügen, die meine Arbeit verrichten, den Vorsitz führen und unser Bündnis mit ähnlichem Erfolg führen könnten, wie ich dies bis jetzt getan habe. Nicht ganz genauso, nicht in dem gleichen Stil, nicht mit den gleichen Methoden, aber mit einem ähnlichen Ergebnis. Warum stehe dann gerade ich erneut vor Euch? Erstens aus dem Grunde, weil es mir meine Frau nicht verboten hat, und dann habe ich genau formuliert. Und zweitens deshalb, weil wir den uns bekannten Weg nicht für den unbeschrittenen aufgeben wollen. Heute noch nicht. Und drittens deshalb, weil wir schwierige Zeiten erleben, und die, die kommen, werden auch nicht weniger gefährlich sein.

Und, meine Freunde, in solchen Zeiten ist die Einheit am wichtigsten. Die Einheit Ungarns, die Einheit des Ungarntums im Karpatenbecken und die Einheit des Weltungarntums, doch müsst Ihr wissen, dass die Einheit sich nicht einfach so auf uns herabsenkt, wie es der Nebel macht. Die Einheit muss erbaut werden – zumindest ihre dauerhafte Art –, von innen nach außen, vom Kern in Richtung der Schale, vom Mittelpunkt in Richtung auf die Seiten hin organisiert sie sich. Dies bedeutet, dass der Schlüssel zur ungarischen Einheit die Einheit, der Zusammenhalt, die kameradschaftliche innere Kultur der die hauptsächliche Macht ausübenden geistigen und politischen Bewegung ist, und Ihr müsst auch wissen, dass meiner Ansicht nach die Einheit nicht gleichbedeutend mit Eintönigkeit ist. Die eintönige Einheit führt zum Grau, zur physischen und geistigen Trägheit, zur Verdummung, das heißt zur unerträglichen Geistlosigkeit, und sie zerfällt notwendigerweise. Wir brauchen eine Einheit, in der jeder er selber bleiben kann, seine eigene Lebensauffassung befolgen kann, jeder auf seinem Instrument spielt, und am Ende entsteht trotzdem ein großartiger, mit sich reißender Einklang und eine Harmonie. Ich vertrete diese Auffassung und diesen Fidesz, und dafür arbeite ich.

Ihr könnt auch sehen, dass bei mir das oberste Führungsgebot der Respekt ist. Ich gebe jedem das, was ihm zusteht. Ihr könnt auch wissen, dass ich kein die Peitsche schwingender Mensch bin, ich die Diskussion höher als den Befehl bewerte, die Vereinbarung höher als die Anweisung, die Einsicht höher als den Zwang, doch auch das gehört zum Einsmaleins, dass zum Erfolg nicht nur Buntheit, nicht nur die schöpferische Freiheit und Atmosphäre, sondern auch eine durchschaubare und durch uns alle eingehaltene innere Ordnung notwendig ist. Die Freundschaft ist eine schöne Sache, die Verwegenheit ist eine schöne Sache, das durchschlagende Talent ist eine schöne Sache, der Schwung und auch die jugendliche Unruhe, doch wenn es um das Interesse, die Ehre, die Kraft und die Handlungsfähigkeit unserer Gemeinschaft geht, darf niemand eine bestimmte Grenze übertreten. Dies ist ein Gesetz, dem Geltung zu verschaffen, die Pflicht und die Verantwortung des jeweiligen Vorsitzenden ist, das heißt ich stehe jetzt aus dem Grunde erneut als Euer wieder gewählter Vorsitzender vor Euch, weil ich diese bunte, vibrierende, geistvolle, die verschiedenen Gedanken, Instinkte, Anschauungen miteinander in Einklang bringende, jedoch geordnete Politik vertrete. Die christliche, bürgerliche, nationale Gemeinschaft, Ungarn und das Ungarntum des Karpatenbeckens benötigt meiner Überzeugung nach hier und jetzt dies, das ist das Wesen meines Programms als Vorsitzender.

Meine Freunde! Sehr geehrter Kongress!

Wir haben eine Bahn von beispielloser Höhe und in einem großen Bogen beschritten. Neben der Politik hat sich auch in der Wirtschaft, der Kultur, der Wissenschaft und im Sport in den vergangenen fünfundzwanzig Jahren ein vollständiger Generationswechsel mit all dessen geistigen, materiellen, seelischen Auswirkungen vollzogen. Es hat sich also die Prophezeiung von Herrn Parlamentspräsidenten László Kövér noch aus dem Jahre 1985 erfüllt – Gergő, pass auf, weil Du damals noch nicht einmal sechs Jahre alt warst –, als er auf dem Treffen der Fachkollegiumsbewegung in Szarvas sagte: „Wir, die wir jetzt hier sitzen, werden uns vielleicht bald in den leitenden Positionen dieser Gesellschaft wieder finden, ganz gleich ob dies uns oder den uns Vorausgehenden gefällt oder nicht. Durch unsere Entscheidungen, unsere Arbeit beeinflussen wir das Leben von Individuen, von Gruppen und über sie das Schicksal der gesamten Gesellschaft.” Zitat Ende.

Und tatsächlich: Unsere politische Gemeinschaft, der Fidesz hat bei dieser historischen Veränderung eine herausragende Rolle gespielt. Es reicht schon, wenn wir uns vor der eigenen Haustür umschauen. Wir haben Ungarn den gegenwärtigen Staatspräsidenten gegeben, der auf würdige Weise die nationale Einheit unserer Heimat verkörpert, und auf den wir alle stolz sein können. Hinzu kommt noch, dass wir auf dem Feld der ungetrübten guten Laune und des selbstvergessenen Lächelns noch über gewaltige präsidiale Reserven verfügen. Wir haben Ungarn den ersten und bisher einzigen verfassungsgebenden Staatspräsidenten, Pál Schmitt, gegeben. Ja, wir haben die erste geschriebene, demokratische Verfassung Ungarns geschaffen, und dies wäre ohne ihn nicht gegangen. Wir sind stolz auf Herrn Präsidenten Pál Schmitt, auf unseren Präsidenten, der trotz der unbilligen Hintanstellung seine Heiterkeit, seine Liebe zur Heimat und auch seine Lust zur Arbeit nicht verloren hat. Er kämpft auch heute gemeinsam mit uns. Wir danken Ihnen, dass Sie hier sind, Herr Präsident!

Wir haben Ungarn jenen Präsidenten der Nationalbank gegeben, der an Stelle der törichten und von den nationalen Interessen losgelösten monetären Politik die der ungarischen Wirtschaft dienende Geldpolitik errichtet hat. Eine Institution kann auf vielerlei Weise unabhängig sein. Wir danken György Matolcsy, dass die Nationalbank endlich das ist, was sie ist: ungarisch, national und Bank.

Und wir geben einen der bestimmenden starken Männer der Europäischen Volkspartei und des Europäischen Parlaments, József Szájer, der – wie Ihr das gesehen habt – auf die Gefahr der durch die europäische Politik verursachten krankhaften Deformationen pfeifend unermüdlich den Rücken Ungarns schützt gegenüber den sich immer wieder erneuernden Angriffen der europäischen Linken.

Und wir gaben hervorragende Verfassungsrichter, Rechnungshofleiter, herausragende Bürgermeister und Sportleiter, die gezeigt haben, wie man die Menschen vertreten kann, darf sowie muss und wie man den Interessen der Nation Geltung verschaffen kann.

Und wir geben, über uns kommen in das öffentliche Leben auch immer weitere gut ausgebildete, strebsame, dem 21. Jahrhundert angeglichene, national gesinnte, moderne Jugendliche, die in die Schranken tretend die Verantwortung unserer Arbeit übernehmen, Schritt für Schritt entsprechend der verrichteten Arbeit und dem Takt der Verdienste.

Meine Freunde!

Wir haben tatsächlich eine hohe und weitläufige Bahn beschritten, was Folgen hat, auch über unser Leben hinaus. Es kann zum Beispiel Neid auslösen. So etwas gibt es sicher auch, selbst wenn es verstimmend ist, aber es ist auch wahr, dass man nur das Mitleid geschenkt bekommt, für den Neid muss man hart arbeiten, deshalb sollen wir lieber beneidet als denn bemitleidet werden. Doch wichtiger als das ist, dass unser Beispiel bei anderen positive Regungen ausgelöst, positive Reflexe in Bewegung gesetzt, Kraft und Entschlossenheit hervorgerufen und den Beweis dafür geliefert hat, dass es sich lohnt, dass es gelingen kann, dass es niemals hoffnungslos ist. Es reicht, daran zu erinnern, dass wir bei der Gründung des Fidesz siebenunddreißig Personen waren, die Zahl der Mitglieder der kommunistischen Partei veranschlagte man auf 800 Tausend, allein die Arbeitermiliz bestand aus 50.793 Personen. Und heute sind trotzdem wir hier. Es gab Tage, da haben wir Wahlen gewonnen, und es gab solche, an denen haben wir sie verloren, doch haben wir uns immer aus der Tiefe an die Oberfläche gekämpft. Als wir am tiefsten waren, auch da haben wir die Sterne anvisiert, haben uns die möglichst höchsten Ziele gesetzt, und es gelang. So etwas gibt es, es ist möglich, es ist erreichbar und erfüllbar. Wir wollen, dass unser Beispiel anderen, jedem Ungarn auch weiterhin Anziehungskraft, einen Magneten, seelische Kraft, Mut und Lebenslust gebe, damit der Erfolg nicht nur der unsrige sei, sondern uns allen gehöre.

Sehr geehrte Delegierte!

Wenn du keinen Erfolg hast, ist es leicht, die Frage zu beantworten, was der Sinn deiner tagtäglichen Anstrengungen ist: Du willst die Niederlagen hinter dir zurücklassen, damit du aus einer schlechten Situation in eine gute Situation gelangst, und du möchtest dir einen Platz unter der Sonne sichern. Wenn du erfolgreich bist, besonders, wenn du es seit Jahren bist, und unsere Gemeinschaft ist es seit Jahren, dann ist die Antwort nicht so einfach. Was ist der Sinn der immer weiteren Anstrengungen einer erfolgreichen Gemeinschaft, so vieler erfolgreicher Menschen? Vergesst nicht, insgesamt sind wir das zehnte Jahr Ungarns robuste Regierungspartei. Was treibt uns an? Warum beginnen wir diese Arbeit jeden Morgen, um dann spät abends uns nach Hause zurückzukämpfen? Und warum setzen wir uns noch immer Tag für Tag ungerechten Angriffen aus? Worin liegt hierin der persönliche Sinn? Schließlich haben wir die Angelegenheiten des Landes in Ordnung gebracht, und am Ende des Zyklus wird das Land ein schon ganz annehmbares Bild zeigen. Was wollen wir, was können wir noch überhaupt wollen? Nach der gewöhnlichen und idiotensicheren Antwort wollen wir den Weltfrieden, galaktische Glücklichkeit, interstellare Freiheit und Ähnliches. In amerikanischen Filmen kann dies eine befriedigende Antwort sein, obwohl nach Andys Meinung dies heute schon zuwenig ist. Unsere Erklärung geht tiefer.

Und vielleicht finden wir auch hier die Antwort auf jene Frage, was uns zusammenhält. Deutsch, Pokorni, Navracsics, Farkas, Kubatov, Schmitt: Auf welche Weise sind wir aus einem gemeinsamen Blut? Weil wir es sind, denn wir gehören zusammen. Es ist gewiss, dass eine geheimnisvolle Gravitationskraft existieren muss, die eine solch gewaltige Gemeinschaft zusammenhält. Wir sind viele Zehntausende, zusammen mit unseren Aktivisten vielleicht sogar mehrere Hunderttausend. Viele von uns denken vielerlei über die Wirtschaft, die Kultur, die Religion, die Familie, die Politik, es ist beinahe unglaublich, dass eine derart große Gemeinschaft vereint ist, zusammenhält, und auch wenn sie von Zeit zu Zeit Erschütterungen ausgesetzt ist, so glättet sie sich immer wieder, ordnet sich, steht wieder auf, betritt die Schranken, und geht auf ihrem Weg weiter. So viele Stellen, so viele Pfründe, Sinekuren, Vorteile, Chargen, Bakschisch gibt es vielleicht in ganz Europa nicht, das glauben nur unsere Gegner – besonders die aus kommunistischem Wurzelwerk Hervorgewachsenen –, dass die alles sei, dass die Lösung so einfach sei. Jene glauben dies, die vom Menschen nur den Magen sehen, vom Universum nur die Materie kennen, und nach deren Meinung die Politik nur von den blanken Interessen bewegt wird. Ich vermute viel eher, dass sich hinter unseren Unterschieden, der Vielfältigkeit, der Buntheit etwas verbirgt, woran wir alle glauben. Einer ist durch Denken hierauf gekommen, es gibt solche, die aus Instinkt, andere vielleicht durch ihre Erziehung geleitet; und es mag auch solche geben, die durch die Ohrfeigen, die ihnen das Leben verabreicht hat, hierzu geführt wurden. Langer Rede kurzer Sinn, ich glaube, wir alle denken, dass unser Leben nur dann sinnvoll, nur dann wertvoll ist, nur dann Gewicht besitzt, wenn wir mit ihm einer wichtigeren und bedeutenderen Sache dienen, zum Beispiel unserer Familie, unserer Heimat oder gerade dem Reich Gottes. Eventuell allen dreien auf einmal.

Meine Freunde!

Uns verbindet und uns hält zusammen, dass wir ohne diesem unser Leben als unerträglich leicht, gasförmig, das heißt unwesentlich verspüren würden. Es wäre ein gewichtsloses Leben, das gleichgültig ist, keine Bedeutung besitzt, durchschnittlich wäre, genauer: eines von sieben Milliarden wäre. Wir denken aber über unser Leben, dass es bedeutend, dass es gewichtig, einzigartig, unwiederholbar, und aus diesem Grunde für die Welt unverzichtbar ist. Ein Leben, an dem sich das Schicksal wichtiger Dinge entscheiden kann. Ja, wir hier im Fidesz glauben – auch wenn wir wegen irgendeiner Art männlicher Schamhaftigkeit nicht darüber zu sprechen pflegen, und vielleicht können wir uns das alle zwei Jahre einmal erlauben –, dass das Gewicht unseres Lebens, sein Sinn und seine Bedeutung durch den Dienst, den Dienst wichtigerer Dinge als wir es sind, gegeben wird. Wir können nicht genau wissen, wie es unser erster König gemeint hat, als er uns jene Ermahnung hinterließ, dass nichts erhöht, nur die Demut, und nichts hinabstößt, nur der Hochmut. Vielleicht hat er auch daran denken können, woran wir: Der Sinn des Lebens ist der Dienst, und es gibt keinen Dienst ohne Demut, und wer das nicht versteht, ist vergeblich erfolgreich, schließlich wird er an seinem Hochmut ersticken.

Meine lieben Freunde!

Wir, meine lieben Freunde, können daran glauben, dass solange es so sein wird und so bleibt, solange wird unsere Arbeit nicht ziellos sein, werden wir nicht ohne Mission dastehen, es wird immer wieder ein neues Hindernis zum Überwinden geben, es werden sich weitere und weitere zu bezwingende Gipfel auftürmen. Solange es so sein wird, wird auch unsere Kraft nicht schwinden, wir werden uns immer erneuern, wir werden erfolgreich sein, und wenn wir es gerade nicht sein werden, dann werden wir auch aus unserer Asche auferstehen, und in den Mittelpunkt des politischen Lebens der ungarischen Nation zurückkehren. Ich gratuliere zu den vergangenen Jahren und wünsche Euch viel Erfolg!

Vorwärts Ungarn!

miniszterelnok.hu

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On Saturday morning, Prime Minister Viktor Orbán received President of Poland Andrzej Duda in Parliament.
In answer to questions from foreign journalists in Brussels on Friday, the second day of the summit of the European Union’s heads of state and government, Prime Minister Viktor Orbán said that Hungary does not like double standards, and therefore does not support them being applied to anyone, including Poland.
At a press conference in Brussels on Friday afternoon, in which he evaluated the agreement between the European Union and Turkey, Prime Minister Viktor Orbán said that Hungarian diplomacy has achieved its goals.
  • Viktor Orbán, 52
  • Lawyer, graduated at Eötvös Loránd University and studied at Pembroke College, Oxford
  • Married to Anikó Lévai
  • They have five children: Ráhel, Gáspár, Sára, Róza, Flóra
  • Chairman of FIDESZ, vice-chairman of the European People's Party

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